Entscheider nehmen Jugendliche
ernst
Anlässlich des ersten bundesweiten „Tages der Nachhaltigkeit“ stellten sich Bürgermeister Jürgen Hoffmann, die Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger und Timo Porsch von Hochtief (als Schulbetreiber) den kritischen Fragen von Schülern der Heinrich-Böll-Schule. Unter dem Motto „ Nachhaltigkeit in Rodgau / Kreis Offenbach 2012 – Wie geht es weiter?“ wurde so intensiv diskutiert, dass Bürgermeister Hoffmann die Schüler zu einer weiteren Diskussionsrunde ins Rathaus einladen wird.
Zunächst beschrieben die Gäste ihren Bezug zur Nachhaltigkeit in direktem Zusammenhang mit Rodgau und der Heinrich-Böll-Schule. So hat die Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Offenbach als Schulträger und der Firma Hochtief als Schulbetreiber es ermöglicht, dass alle Schulen in nur fünf Jahren saniert werden konnten. Dieses Modell der PPP (Public Private Partnership) hat weit über Hessen hinaus für Anerkennung gesorgt. Die Schulen sind energetisch auf dem neuesten Stand. Wärmeeinsparung durch moderne Gebäudedämmung, neueste Technik, Ökostrom: Die Zusammenarbeit ist für alle Beteiligten nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch ein Erfolg. „Aber wir können nur da handeln, wo wir direkt zuständig sind. Wir können keine Privatleute zwingen, ebenfalls nachhaltig zu agieren“, so Claudia Jäger in ihrer kurzen Ansprache. Umso wichtiger sei es, dass bereits junge Menschen viel zu diesem Zusammenhang lernen, um unsere gemeinsame Zukunft aktiv mit zu gestalten. „Die HBS ist hier sehr engagiert. Sie nimmt ihre Schüler mit und begeistert sie auf vielfältige Art und Weise. Mehrere Auszeichnungen würdigen dieses Engagement auch nach außen.“
Timo Porsch unterlegte die Ausführungen von Claudia Jäger mit Zahlen. Während der Sanierung wurde gezielt nach Energiefressern gesucht und neueste Technik eingebaut. Damit sank von der ersten Bestandsaufnahme von 2004 bis 2012 der Verbrauch an Wärme um 30% und an Strom um 20%. Oder anders ausgedrückt: In dieser Zeit wurde der CO2-Ausstoß um 50% reduziert! Eine stolze Zahl.
Jürgen Hoffmann ging in seinen Einführungsworten über die Schule hinaus. „Wer ist Rodgau? Wir!“, stellte er provokant in den Raum. „Wir müssen hier, in unseren Köpfen anfangen. Denn was nützt Rio 20, wenn wir es nicht selbst leben.“ Damit setzte er eine sehr lebhafte Diskussion mit den Schülern in Gang. Wie schafft man es, dass Jugendliche kritisch shoppen, dass Fair-Trade-Kleidung „in“ ist, dass es nicht ständig das neueste Elektronikteil sein muss usw. Einige Schüler waren fast nicht zu bremsen mit ihren überaus kritischen Fragen. Bei Robert aus der 10b schwang auch eine große Portion Pessimismus mit, ob sich das wirklich in absehbarer Zeit in den Köpfen von Jugendlichen ändern lässt. Andere warfen auch das Argument „kann sich wirklich Jeder Nachhaltigkeit in Form von fair gehandelten, aber oftmals teureren Produkten, finanziell leisten?“ in die Gesprächsrunde. Claudia Jäger nahm dazu Stellung. „Allein, dass an dieser Schule so viel gemacht wird, macht Mut und optimistisch. Das was jetzt gerade hier stattfindet, nutzt mehr als das, was in Berlin passiert.“ Soraya fragte die erste Kreisbeigeordnete trotzdem gezielt danach, wie „man da oben“ all die Ziele erreichen will. Auch hier war Jäger mit ihrer Antwort schneller als ihre männlichen Mitstreiter: „Durch Projekte und Veranstaltungen wie diese hier. Mit jungen Menschen diskutieren und die Denkanstöße aus der Schule heraus in die Rodgauer Häuser und damit in die Köpfe möglichst vieler Menschen tragen.“
P. Carbon