Die UNESCO ist die Bildungsorganisation der Vereinten Nationen. Weltweit gibt es über 11.500 UNESCO-Projektschulen in 182 Ländern, die zusätzlich zum Unterricht in besonderer Weise die Ziele der Vereinten Nationen in Theorie und Praxis den Schülern nahe bringen. Zweimal im Jahr treffen sich die Schulkoordinatoren der hessischen UNESCO-Projektschulen zu einer Regionaltagung. Dieses Mal war erstmalig die Heinrich-Böll-Schule Gastgeber, welche aktuell insbesondere durch ihr WTW-Projekt (Wir Tun Was) in Bezug auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (UN-Agenda 20230) in der Bildungslandschaft für positive Aufmerksamkeit sorgt.
Die Teilnehmer wurden von der neuen HBS-Schulleiterin Barbara Streb und Dr. Johannes Salzig, dem Landeskoordinator für das Netzwerk in Hessen, begrüßt und hatten in den folgenden Stunden ein abwechslungsreiches Tagungsprogramm. Zunächst wurde das Schülercamp evaluiert, welches im letzten Jahr bei der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch mit über 130 Schülerinnen aus ganz Hessen stattfand. Danach berichtete Dr. Jutta Weber über Angebote und Kooperationsmöglichkeiten mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald (UNESCO Global Geopark).
Klaus Schilling, Bundeskoordinator aller knapp 300 deutschen UNESCO-Projektschulen referierte über Neues aus dem deutschen Netzwerk, u.a. über die vergangene Bundesfachtagung in Berlin. Wie kann Forschungswissen für das Verständnis akuter Krisen genutzt werden? Dies war die Ausgangsfrage von Dr. Stefan Kroll, dem Leiter der Wissenschaftskommunikation am Leibnitz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt, welches früher unter dem Namen ‚Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung‘ (HSFK) fungierte.
Nach einem tollen Mittagessen in der Schulcafeteria, gab es einen kurzweiligen Vortrag von Philippe Havlik, Geschäftsführer des UNESCO-Welterbestätte Grube Messel. 2025 wird das nächste Schülercamp in Darmstadt stattfinden, bei welchem neben dem Welterbe Mathildenhöhe auch die Grube Messel ein besonderer Programmpunkt werden wird.
Der Höhepunkt der Tagung war aber die Rückkehr von einem Menschen, der wie kein anderer für die Heinrich-Böll-Schule Rodgau steht: Josef Lach.
Nach jahrelangen Kämpfen setzte Josef Lach es vor 50 Jahren durch, nicht zuletzt durch ein entscheidendes persönliches Gespräch mit dem damaligen hessischen Bildungsminister Professor Dr. Ludwig von Friedeburg, dass in Nieder-Roden eine Integrierte Gesamtschule entstehen konnte. Dies erreichte er, obwohl die damalige SPD/FDP-Regierungskoalition schon entschieden hatte, dass Nieder-Roden eine kooperative Gesamtschule bekommen würde. Für viele Jahre sollte die HBS die letzte zugelassene Integrierte Gesamtschule in ganz Hessen sein. Später war Josef Lach maßgeblich daran beteiligt, dass in Rodgau auch eine gymnasiale Oberstufe installiert wurde, so dass in Rodgau endlich das Bildungsangebot für alle Schüler gewährleistet war und damit die Anreise in Nachbargemeinden obsolet wurde.
Josef Lach war bis 1989 Direktor, bevor er danach Landrat im Kreis Offenbach-Land wurde und auch dort sich sehr für die Schulen einsetzte. Zusammen mit dem leider bei der UNESCO-Tagung aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesenden Dr. Eckhard Glöckner, welcher 34 Jahre pädagogischer Leiter der HBS war, und einem engagierten Lehrerkollegium entwickelte Josef Lach die IGS Nieder-Roden, die 1985 in Heinrich-Böll-Schule Rodgau umbenannt wurde, zu einer der vorbildlichsten Schulen in ganz Hessen. Im Oktober wird die Heinrich-Böll-Schule mit einem besonderen Programm das 50-jährigen HBS-Jubiläum offiziell feiern, hoffentlich zusammen mit Josef Lach, Eckhard Glöckner und vielen, vielen Menschen, für die die HBS ein Lebensort war, bzw. ist.
Text: Andreas Winterhalder, 15.02.2024